Kölner OB Reker hält Stromsperren für richtig

Lspr

„Henriette Reker, die Oberbürgermeisterin von Köln, der größten Kommune in Nordrhein-Westfalen, antwortete im Kölner Stadt-Anzeiger, ob das Lokale Stromunternehmen RheinEnergie auf Stromsperren verzichten solle:

… „manche Leute brauchen dieses Damoklesschwert der Sperre, damit sie vernünftig mit ihrem Energieverbrauch umgehen.“

Dazu sagt Thomas Hovestadt, Mitglied des LandessprecherInnenrats der LAG Weg mit Hartz IV NRW und ebenfalls Kölner Bürger:

„Betrachten wir diese Unterstellung der Oberbürgermeisterin doch mal mit etwas Abstand: vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen sind von Stromsperren betroffen. Sie stehen den derzeitigen Preisexplosionen im Energiebereich besonders ohnmächtig gegenüber. Und häufig wohnen sie in älteren Mietwohnungen mit schlechter Dämmung und älteren Heizanlagen, so dass ihre persönlichen Möglichkeiten einzusparen, ziemlich begrenzt sind auf z.B. Reduzierung Raumtemperatur und Körperhygiene (reduziertes warmes Duschen) – hingegen ist der ökologische Fußabdruck und Energieverbrauch von Besserverdienenden viel größer, und als Hausbesitzende könnten viele von Ihnen viel stärker zu Einsparungen beitragen, z.B. durch Solardächer, Dämmung oder Wärmepumpen.

Anscheinend weiß Frau Reker als Oberbürgermeisterin noch nicht, dass der Strom von allen Transferleistungsempfänger schon seit Jahr und Tag selbst bezahlt werden muss von dem viel zu wenigen Hartz IV Geld, was sie bekommen. Diese Menschen haben überhaupt kein Einsparpotential mehr beim Strom, da sie sich schon seit Jahren selbst reglementiert haben, um sich genug zu Essen und Trinken kaufen zu können. Frau Reker müsste sowas eigentlich auf dem Schirm haben als Oberbürgermeisterin und disqualifiziert sich mit dieser Aussage, das Amt überhaupt würdig auszuführen.

Dagmar Maxen ist ebenfalls Mitglied des LandessprecherInnenrats der LAG Weg mit Hartz IV NRW, und sie sieht weitere Probleme:

„Wenn oberste kommunale Funktionsträger solche Aussagen treffen, bedeutet das noch weniger Verständnis für die Nöte der ärmeren Menschen: denn wenn die oberste Chefin sich schon so abschlägig äußert, dann ist die Zielrichtung für die kommunalen Mitarbeiter vorgegeben im Umgang mit ärmeren Menschen. Vielleicht soll hiermit auch bereits eine härtere Gangart eingeläutet werden im Blick auf die kommenden Monate mit zunehmenden Nöten und finanziellen Problemen ärmerer Menschen – aber das hat wenig zu tun mit den ureigensten Aufgaben einer Bürgermeister:in wie z.B. Kümmern um das Bürger:innenwohl, das jetzt eigentlich nötiger wäre denn je. Die meisten Menschen drosseln ihren Energieverbrauch nun sowieso, wo sie nur können. In so einer Situation von einem notwendigen Sparanreiz durch eine drohende Sperre zu sprechen, dies zeigt, dass so eine Oberbürgermeisterin den Kontakt zu den Nöten eines großen Teils der Menschen zunehmend verliert.

Für ärmere Menschen sind soziale Schließungen und Ausgrenzungen längst Teil ihres Alltags, nun kommt für viele zusätzlich die Frage hinzu: „kaufe ich heute Lebensmittel – oder hungere ich, um die Wohnung wenigstens einigermaßen zu heizen“, und das in einem in Summe sehr reichen Land wie Deutschland.